Die schulische Entwicklungsstörung “Dyskalkulie” steht noch immer im Schatten der weit bekannteren Lese-Rechtschreib-Schwäche, kurz “Dyslexie”. Aus verschiedenen Gründen findet Letzteres im Schulalltag wie auch in den Medien mehr Beachtung als die Rechenschwäche. Dabei leiden vermutlich bis zu 7 % der deutschen Grundschüler an dieser Entwicklungsstörung. In den USA wird die Quote noch höher eingeschätzt.
Ein bedeutendes Problem
Oftmals wird den Eltern betroffener Kinder geraten, noch eine Weile abzuwarten. Manche Kinder seien eben langsamer beim Rechnen als andere. Das sei ganz normal. Doch deutet sich eine echte Dyskalkulie häufig schon vor der Grundschulzeit an und kann dann bereits von einem Therapeuten erkannt werden. Es ist kein Problem der allgemeinen Intelligenz. Es ist auch keine Wissenslücke, die mit Nachhilfeunterricht geschlossen werden könnte. Es ist ein grundlegendes Missverständnis von Begriffen, ein Fehlverstehen im Bereich der basalen Mengenlehre. Auf dieser Basis können betroffene Kinder keinen Zugang zur schulischen Arithmetik finden.
Hilfe ist unabdingbar
Ausgebildete Experten können in einer umfassenden Diagnose erkennen, ob das Kind nur leichte Probleme mit dem Schulstoff hat, oder unter einer echten Dyskalkulie leidet. Ist die Diagnose erst einmal gestellt, ist eine Therapie unheimlich wichtig. Nicht nur braucht das Kind die individuelle Förderung, um überhaupt einen Anschluss an den Schulstoff zu finden, auch können so Komorbiditäten wie Depressionen und Prüfungsangst reduziert werden. Große Persönlichkeiten der Geschichte und auch der aktuellen Promiwelt beweisen, dass eine Rechenschwäche kein generelles Hindernis sein muss. Sehr oft haben Personen mit Dyskalkulie eine besondere Art zu denken und ein ausgeprägtes Talent in einem bestimmten Bereich. Stärken zu finden und zu fördern ist somit ebenfalls ein fester Bestandteil der Therapie.