Noch immer wenden sich Eltern von betroffenen Kindern häufig viel zu spät an entsprechende Hilfseinrichtungen. Gerne wird auch vonseiten der Schule geraten, noch etwas abzuwarten. Manche Kinder bräuchten eben etwas länger für manche Lerninhalte. Dabei ist die Diagnose “Dyskalkulie” sehr wichtig. Nur mit ihr können die Kinder frühzeitig und exakt auf ihre Fähigkeiten abgestimmt gefördert werden.
Abwarten hilft nicht
Die Dyskalkulie wird als entwicklungsstabile Störung bezeichnet. Das bedeutet, dass das Problem nicht von alleine mit dem Alter besser wird. Manche Entwicklungsstörungen sind lediglich Verzögerungen und geben sich früher oder später von allein. Nicht so die Rechenschwäche. Da das ursächliche Problem meist vor der Schulzeit angesiedelt ist, kann es innerhalb des Matheunterrichts nicht beseitigt werden. Die Lehrer gehen hier von einem Grundverständnis der Kinder in Hinsicht auf Zahlen und Mengen aus. Darauf baut die einfache Mathematik auf. Ist das Verständnis nicht vorhanden, kommt es beim Rechnen kaum von alleine.
Eine rechtzeitige Diagnose ist auch deshalb so wichtig, damit sich zur Dyskalkulie nicht auch noch eine Matheangst gesellt. Diese tritt bei vielen Betroffenen früher oder später auf. Sie lösen Aufgaben falsch, bekommen dafür Rüge und schlechte Noten und schon werden die Aufgaben zu einem roten Tuch. Statt zu üben und sich mit dem Material vertraut zu machen, vermeiden die Kinder zunehmend alles, was mit Mathematik zu tun hat.
An den individuellen Fähigkeiten ansetzen
Es gibt nicht die eine Dyskalkulie, die bei allen Betroffenen gleich aussieht und somit auch gleich behandelt werden kann. Da es sich um eine Entwicklungsstörung handelt, gibt es verschiedene Punkte in der Entwicklung von mathematischem Verständnis, an denen das Kind nicht weitergekommen sein kann. Dort gilt es das Kind abzuholen und schrittweise weiterzuführen. In einer ausgefeilten Diagnostik muss exakt bestimmt werden, was das Kind gerade so noch kann, und wofür ihm ganz knapp das Verständnis fehlt.
So muss jeder Betroffene ganz individuell gefördert werden. Ein allgemeingültiges Vorgehen, das auf ganze Gruppen angewendet werden könnte, gibt es nicht.