Dyskalkulie wird im Volksmund auch gerne Rechenschwäche genannt. Die Betroffenen haben oft mit einfachsten mathematischen Aufgaben Probleme. Der Grund dafür ist, dass ein grundlegendes Verständnis von Mengen fehlt. Für Personen mit Dyskalkulie ist eine Zahl ein abstraktes Symbol. Sie verknüpfen damit keine bestimmte Anzahl von Dingen. Daher ist die Verrechnung von Zahlen miteinander für sie äußerst schwierig.
Eine schulische Entwicklungsstörung
Von der WHO wird die Rechenschwäche als “schulische Entwicklungsstörung” eingeordnet und findet so auch Berücksichtigung im internationalen Klassifikationssystem von Krankheiten, dem ICD. Der Begriff ist jedoch etwas irreführend, da der fehlende Entwicklungsschritt vor der Schulzeit anzusiedeln ist. So lernen Kinder bereits früh mit Mengen umzugehen. Erste Zahlen erschließen sich im Kindergarten. Es geht hierbei nur um kleine Zahlen, wie sie vielleicht an zwei Händen abgezählt werden können. Doch dies reicht aus, um eine Idee von “mehr” und “weniger” zu erlangen.
Drei Aspekte der Dykalkulie
Mit dem Begriff “Nominalismus” wird in der Fachwelt das Phänomen beschrieben, dass eine Zahl benannt werden kann, aber nicht verstanden wird. Es bleibt dabei, dass die Betroffenen dem Symbol einen Namen geben. Sie haben keine Vorstellung, was die Zahl im Sinne einer Größe oder Menge bedeutet.
Beim Rechnen wird dann eine Art “Mechanismus” angewandt. Personen mit Dyskalkulie können vielleicht einfache Rechenaufgaben lösen, aber nur indem sie nach Schema F vorgehen, wie es ihnen von einem Lehrer beigebracht wurde. Ihnen fehlt dennoch jedes Verständnis, was genau diese Rechenoperation für zwei Mengen bedeutet. So stoßen sie schnell an ihre Grenzen, wenn die Aufgaben anders oder schwieriger werden.
Unter dem Aspekt des “Konkretismus” schließlich ist die Beobachtung zusammengefasst, dass Personen mit Dyskalkulie sich gerne an konkretes Material beim Rechnen halten. Beispielsweise bewältigen sie kleine Additionen und Subtraktionen durch das Abzählen an ihren Fingern. So kommen sie durchaus auf korrekte Ergebnisse. Allerdings gelingt ihnen der Absprung vom anschaulichen Material nicht. Ein Rechnen ohne Finger gelingt dann zum Beispiel gar nicht.